Energiewende vor Ort – jede Maßnahme zählt: Stadt Weilheim saniert Stadtbach – SWE will Wasserkraft nutzen

Pressemeldung vom 28.09.2021:

Klimaschutz ist für uns alle überlebenswichtig! Jede Maßnahme, jede regenerativ erzeugte Kilowattstunde zählt. Nachhaltigkeit und die Energiewende haben daher von der Bundes- bis zur Lokalpolitik höchste Priorität – jedenfalls rhetorisch. Die Stadt Weilheim i.OB ist schon 2012 der Bürgerstiftung Energiewende Oberland beigetreten. Das Ziel der Kommune: bis 2035 bei Strom, Wärme und Mobilität unabhängig von fossilen Energieträgern zu werden. Die Stadt Weilheim hat daher u.a. das EWO-Kompetenzzentrum Energie (EKO) e.V. Bürgerstiftung Energiewende Oberland beauftragt, einen Energienutzungsplan für Weilheim zu erstellen.

Beim Pressegespräch am 24.09.2021 bei den Stadtwerken Weilheim erläuterte die neue Klimaschutzmanagerin der Stadt, Katharina Segerer, Ziel und konkrete Schritte für den Klimaschutz vor Ort. Erste Ergebnisse der Ist-Analyse des Energienutzungsplans stellten die Projektmitarbeiter Christiane Regauer und Andreas Scharli von der Energiewende Oberland vor.

Die regenerative Stromerzeugung hat in den letzten Jahren im Stadtgebiet erheblich zugenommen, z.B. gibt es immer mehr PV-Anlagen auf privaten und öffentlichen Dächern – auch der Stadtwerke Weilheim. Wenn auch der regenerativ erzeugte PV-Strom derzeit am meisten zur Energiewende vor Ort beiträgt, jede Maßnahme, jede kWh zählt. Denn immerhin deckt der in Weilheim erzeugte Strom derzeit erst 17 % des hier verbrauchten Stroms. Beim Pressegespräch in der Stadtwerkestraße 1 stellte Stadtwerke Chef Peter Müller ein besonderes Projekt mit Symbolkraft vor: „Neben PV-Strom erzeugen wir im Rahmen des möglichen Wind- und Wasserkraftstrom; letzteres mit unserem historischen Wasserrad am Stadtbach. Mit einer weiteren, kleinen Wasserkraft-Anlage am Stadtbach möchten wir exemplarisch zeigen, dass Strom aus Wasserkraft ökologisch vertretbar und langfristig sinnvoll ist“, betont er. „Generationen vor uns haben schon die Wasserkraft am Stadtbach mechanisch für ihre Handwerksbetriebe genutzt. Im Zuge der Sanierung des Stadtbachs oberhalb der Seemühle / Feyerabendhaus wollen wir ein weiteres Kleinwasserrad errichten.“ Beim Pressegespräch erläuterte Ronald Orawetz vom gleichnamigen Ingenieurbüro aus Weilheim die aktuellen Planungen, technische Daten und begleitenden Maßnahmen.

Wasserkraft ergänzt Erneuerbare Energien vor Ort

Wasserkraft ist grundlastfähig und ergänzt daher sinnvoll erneuerbar erzeugte Energie. Leider wurde ein an der Ammer geplantes Schachtkraftwerk – Typ „Großweil“ – von den Behörden abgelehnt. So beschränkt sich die Nutzung der Wasserkraft nur noch auf den Stadtbach. Wegen des benötigten Absturzes wäre für ein Kleinwasserkraftwerk ein idealer Standort östlich des Feyerabendhauses. Hier beträgt die Fallhöhe ca. 1,5 Meter: „Um elektrische Energie zu erzeugen, sind neben den örtlichen Gegebenheiten insbesondere wasserrechtliche Vorgaben zu beachten. Die Paragrafen des Wasserhaushaltsgesetz (WHG) verlangen u.a. die Reinhaltung des Gewässers, eine Mindestwasserführung, die Durchgängigkeit und Schutz der Fische. Diese wasserrechtlichen Vorgaben sind an dieser Stelle alle erfüllt“, so Ronald Orawetz. In § 35 Abs. 3 WHG heißt es: „Die zuständige Behörde prüft, ob an Staustufen und sonstigen Querverbauungen, die am 1. März 2010 bestehen und deren Rückbau zur Erreichung der Bewirtschaftungsziele nach Maßgabe der §§ 27 bis 31 auch langfristig nicht vorgesehen ist, eine Wasserkraftnutzung nach den Standortgegebenheiten möglich ist.“

Geplant haben die Stadtwerke Weilheim ein modernes, oberschlächtiges Wasserrad mit kleinem Durchmesser von 1,5 m Höhe und ca. 3,7 m Breite. Die Schaufeln aus Stahlblech werden in 5 Abschnitte á 0,7 m Breite unterteilt und versetzt angeordnet. Als elektrische Energie sind 60.000 kWh/a prognostiziert. Damit lassen sich rechnerisch etwa 20 Haushalte regenerativ versorgen.

Am Oberlauf des Stadtbaches ist die Uferverbauung aus Holzbohlen morsch und brüchig. Die Stadt wird daher 2022 den Uferverbau in Holzbauweise erneuern. Zeitgleich könnten die Stadtwerke Weilheim das neue Wasserrad errichten. Für ein mögliches Hochwasser ist Vorsorge getroffen: auf beiden Seiten des Wasserrades erfolgt ein Bypass, vor dem Wasserrad wird es eine absenkbare Klappe ins Unterwasser geben. So hat das Wasser drei Möglichkeiten: über das Wasserrad hinweg, neben dem Wasserrad vorbei oder vor dem Wasserrad unten durch. Die Klappe ermöglicht auch eine regelmäßige Spülung von Ablagerungen und Geschwemmsel. Die Stadtwerke Weilheim machen schon jetzt regelmäßige Kontrollarbeiten am Stadtbach. Die neue Wasserkraftanlage werden sie an ihre Leittechnik anbinden, einen weiteren Pegel installieren und fernüberwachen.

Viele positive Effekte

Welchen positiven Nebeneffekt hat die Nutzung des permanent vorhandenen Fließwassers als regenerative Energie noch? „Am Absturz herrscht derzeit eine erhöhte Lärmbelastung. Durch die Errichtung des Wasserrades ließe sich der Lärmpegel um etliches reduzieren. Denn um die Gesamtkonstruktion soll es eine Lärmschutzwand in U-Form geben, darauf Glaselemente als Abschirmung und Blickfang“, erläutert Ronald Orawetz.

„Die geplante Kleinwasserkraftanlage hat nur Vorteile. Sie trägt zum Lärmschutz bei, vermeidet u.a. CO2 -Emissionen und erzeugt vor allem regenerativen Strom. Sie ergänzt somit die avisierte Energiewende der Stadt vor Ort“ betont Stadtwerke Chef Peter Müller und ergänzt: „Nur über Klimaschutz reden reicht nicht, man muss auch Klimaschutz machen. Wir hoffen, dass wir das schon lange, lange laufende Genehmigungsverfahren endlich erfolgreich abschließen können.

Weilheimer Stadtbach
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